Von Software und Flugzeugwartung

Von Software und Flugzeugwartung

Die Austrian Airlines haben Ende des Jahres ihre Fokker-Flotte nach Australien verkauft. Durchschnittsalter der Flugzeuge: 21 Jahre. Und sie fliegen noch immer, weil sie permanent gewartet wurden.

Nicht erst dann, wenn der Motor zum vierten Mal ausgefallen ist. Nicht erst dann, wenn nur mehr ein Triebwerk funktioniert. Sondern nach festgelegten Intervallen und Betriebsstunden.

Software dagegen läuft und läuft. Bis sie unwartbar wird. Die Geschwindigkeit im IT-Sektor ist ungebrochen hoch. Gerade im Web-Bereich erfordert es viel Erfahrung und Besonnenheit, um auf das richtige Technologie-Pferd zu setzen. Anwendungen, die vor gerade einmal zwei Jahren gestartet wurden, sehen anders aus als heutige Anwendungen. Wer denkt, dass mit der initialen Entwicklung alles getan wurde, um eine Software über Jahre oder Jahrzehnte lauffähig zu halten, steigt vermutlich auch unbehelligt in einen seit 10 Jahren ungewarteten Airbus. Mit Glück klappts.

Glück sollte aber nicht die Basis für professionelle Software-Entwicklung sein, regelmäßige Wartung ist unumgänglich. Wir müssen die Abhängigkeiten von Software-Komponenten, Frameworks, Werkzeugen und Entwicklungsumgebungen regelmäßig prüfen, austauschen oder updaten. Auch wenn es weh tut, auch wenn es den Kunden Geld kostet, auch wenn die Software dadurch nicht schneller, besser oder bunter wird: Neue Technologie muss auch in alte Software hinein.

In der Flugindustrie werden für den umfangreichen C-Check alle 15 bis 18 Monate die Verkleidung abgenommen und die Sitze ausgebaut – ein kostspieliges und langwieriges Unterfangen. Nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich. Softwareabstürze kosten selten Menschenleben. Aber Software hat einen Wert. Und dieser Wert nimmt rapide ab, wenn auf Instandhaltungsmaßnahmen verzichtet wird. Weil man keinen Entwickler mehr findet, der das Oldtimer-Flugzeug warten kann. Weil es keine Ersatzteile mehr gibt. Weil die Software eine Sprache spricht, die niemand mehr versteht.

Übrigens: in Österreich mussten bis 2017 in sämtlichen Flugzeugen die Transponder und Funker ausgetauscht werden. Neue Technologie. Man muss mit der Zeit gehen.